Eine frühe Belastung mit Schadstoffen könnte einer der Gründe für eine schlechtere Immunantwort nach einer TBC-Impfung sein. US-Wissenschaftler haben diesen Zusammenhang am Beispiel von zwei in der Umwelt immer noch verbreiteten Chemikalien, den polychlorierten Biphenylen (PCB) und dem Insektizid DDT genauer untersucht. Die Ergebnisse wurden im Dezember in der Fachzeitschrift `Environmental Health Perspectives` veröffentlicht.

Tuberkulose (TBC) ist mit jährlich knapp zehn Millionen Neuerkrankungen eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten. Seit langem rätseln Mediziner, warum die Immunantwort auf TBC-Impfungen so unterschiedlich stark ausfällt. Als eine mögliche Ursache gilt die Belastung mit Umweltchemikalien. PCB sind langlebige Chlor-Verbindungen, die bis in die 1980er Jahren verbreitet unter anderem in Kondensatoren für Leuchtmittel zum Einsatz kamen. DDT ist ein Insektizid, dessen Herstellung und Vertrieb in Deutschland seit 1977 verboten ist, es zählt wie PCB zu den Verbindungen, die in der Umwelt nur sehr langsam abgebaut werden. Beide Verbindungen werden auch heute noch unter anderem in Lebensmitteln tierischer Herkunft sowie in der Muttermilch nachgewiesen. Die Chemikalien können aber auch die Plazentaschranke überwinden und demnach über die mütterliche Ernährung bereits im Mutterleib das ungeborene Leben belasten.

Ein internationales Wissenschaftler-Team untersuchte einen möglichen Zusammenhang nun im Rahmen einer Studie, an der 516 gesunde Müttern und ihre Babys aus der östlichen Slowakei teilnahmen. Die Wissenschaftler untersuchten dazu Proben mit mütterlichem Blut sowie bei der Geburt entnommenes Nabelschnurblut. In über 99 Prozent der Blutproben ließen sich PCB- und DDT-Verbindungen nachweisen. In den ersten vier Tagen nach der Geburt erhielten die Neugeborenen eine TBC-Impfung. Sechs Monate nach der Impfung kontrollierten die Wissenschaftler bei den Babys die TBC-spezifischen Antikörperwerte.

Das Ergebnis war deutlich: Die Babys mit den höchsten Konzentrationen an PCB oder anderen Umweltchemikalien hatten den niedrigsten Immunstatus gegen TBC.

Den Wissenschaftlern zufolge deuten die beobachteten Zusammenhänge darauf hin, dass Umweltchemikalien einen bisher übersehenen Beitrag zu einer geringen Immunantwort auf eine TBC-Impfung leisten können. Sie mutmaßen, dass diese Erkenntnisse auch auf andere Impfungen übertragbar sein könnten, und halten weitere Untersuchungen erforderlich, um genauere Zusammenhänge zu verstehen.


Quellen:

Jusko, T. et al.: A Birth Cohort Study of Maternal and Infant Serum PCB-153 and DDE Concentrations and Responses to Infant Tuberculosis Vaccination. – In: Environmental Health Perspectives, online publiziert 9. Dezember 2015. DOI:10.1289/ehp.1510101

European Lung Foundation: Research shows that Exposure to Chemical Affects our Response to the TB Vaccine. – online 10.12.2015


 

Dieser Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung aus dem Lungeninformationsdienst, einem Angebot des Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt übernommen.

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